Das Land den Landwirten!
Weltbankpräsident Jim Yong Kim schlägt angesichts deutlich gestiegener Getreidepreise und der allgemeinen Preisexplosion bei Nahrungsmitteln Alarm. In ihrer Stellungnahme Bioenergie: Möglichkeiten und Grenzen kommt die Leopoldina zu dem Schluss, dass Energie aus Biomasse als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen qualitativ wichtigen Beitrag leisten könne, da der Flächenbedarf zu groß sei. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien mit gegenteiligen Erkenntnissen. Trotzdem setzt die erwartete Diskussion ein: Tank oder Teller.
Tank oder Teller
Wie in der Hochpreisphase 2007 und 2008 wird argumentiert:
- die energetische Nutzung von Biomasse ist ein Preistreiber auf den Agrarmärkten, und führt zu Hunger und Armut in der Welt. Die energetische Nutzung von Biomasse wurde in ihren Anfängen von niedrigen Agrarrohstoffpreisen befördert. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts war die Verbrennung von Getreide zu Heizzwecken schon beinahe salonfähig. Eine Argumentation damals:
- von den geringen Preisen am Markt können Kleinbauern nicht leben. Die niedrigen Preise verursachen Hunger und Armut. Zu hohe Preise bringen also genauso wie zu niedrige Preise Hunger und Armut mit sich. Betroffen sind vor allem Menschen in Afrika, Asien, dem nahen Osten und Südamerika.
Der für alle Beteiligten richtige Preis wird sich nicht definieren lassen, und er findet sich auch nicht in der Praxis. Grundsätzlich sind von den Preisen alle Marktteilnehmer betroffen.
Aber wie sieht diese Betroffenheit grundsätzlich aus? Dem Anbieter von landwirtschaftlichen Rohstoffen könnte es in betriebswirtschaftlicher Hinsicht egal sein, welche Verwendung seine Güter finden, solange es sich für ihn rechnet. Dem Nachfrager geht es ähnlich. Er freut sich über günstige Lebensmittel oder Rohstoffe für seine Produktion. Die viel erwähnten Subsistenz-Landwirte nehmen kaum am Markt teil. Sie werden nicht reich, leiden aber auch keinen Hunger – solange ihre eigene Ernte ausreichend ist.
Beeinträchtigt ist am Ende der, der am Markt teilnimmt, aber der Volatilität auf den Märkten nicht gewachsen ist – also der, der sich sein Leben oder sein Unternehmen nicht mehr leisten kann.
Verschwendung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen
Im Lebensmittelbereich wie im Energiebereich sollte es darum gehen, Rohstoffe effzient
zu nutzen, und wo möglich einzusparen. Vor allem geht es darum, keine Ressourcen zu
verschwenden. Wir nehmen die Verschwendung von Nahrungsmitteln mit Bestürzung,
aber ohne Verwunderung wahr.
Hinsichtlich der Verteilung der Güter ist der Markt gnadenlos. Ob er gerecht ist kann nicht
beurteilt werden. Eine effziente Güter-Verteilung sieht jedoch anders aus.
Gleichzeitig stehen wir vor der Energiewende oder befnden uns bereits mittendrin. Aber wir können uns nicht mehr an die ursprünglichen Beweggründe dafür erinnern. Die Wende verliert an Fahrt. Windenergie verspargelt die Landschaft, Biogas vermaist sie. Und bei PV-Anlagen verdienen die Betreiber zu viel. Wir finden für alle Versuche, einen Weg in die Zukunft zu ebnen eine Problematik. Diese sichert uns die Eventualität in unserem Leben. Wir machen uns keine Gedanken mehr über das, was wir tun. Verantwortung und nachhaltiges Handeln sieht anders aus. Ein blumiges Green Economy-Konzept allein genügt nicht. Wir tun, was wir nicht lassen können: wir vergnügen uns. Wenn wir es uns leisten können, dann leben wir sogar verschwenderisch. Wir leben unseren westlichen Lebensstil.
Land-Grabbing
Wenn wir es uns leisten können kaufen wir auch landwirtschaftlichen Grund. Landwirtschaft-liche Fläche wird in großem Stil aus der Landwirtschaft vor Ort herausgekauft – Land-Grabbing ist von den Schwellenländern bis in die Industriestaaten vorgedrungen. Das bringt Sicherheit ins Portfolio, birgt jedoch Risiken. Bei fallenden Grundstückspreisen verliert der Investor große Teile seines eingesetzten Kapitals. Für die Landwirte bieten sich zunächst ungewöhnlich hohe Erträge aus Flächenverkäufen und Vorteile mit Blick auf die Beleihung vorhandener Substanz. Aber der aktuell teure Einstieg in landwirtschaftlichen Grund wird mittelfristig seinen Tribut in Form von höherer Rendite und damit höheren Pachtpreisen fordern. All diese Entwicklungen sehen wir in der Hof und Leben GmbH sehr kritisch. Wir suchen mit unseren Landwirten und Partnern nach konstruktiven Lösungen, die regional wirken.
Dazu arbeiten wir auch an alternativen Finanzierungswegen für die Landwirtschaft. Hier machen wir sehr gute Erfahrungen mit weitsichtigen Landwirten, Investoren und Kooperationspartnern. Verlässliche fnanzielle Rahmenbedingungen und der Erhalt der Produktionsgrundlagen ermöglichen es den Landwirten auf operativer Ebene ihre Marktchancen zu nutzen.
Dabei sehen wir ganz klar zuerst Teller, dann Tank. Grundsätzlich beides, und außerdem auch Nachwachsende Rohstoffe für industrielle Zwecke.
Vor allem aber sehen wir landwirtschaftliche Produktion auf Flächen in den Händen der Landwirte und der Menschen vor Ort. Damit stellen wir verantwortungsvolles Handeln sicher.
Wir orientieren uns an Friedrich Wilhelm Raiffeisens Wahlspruch, und wandeln ihn für uns ab: das Land den Landwirten und den Menschen vor Ort.