Grund zur Freude!
Kürzlich wurden wir in der Hof und Leben GmbH nach unserer Meinung gefragt, wie es denn mit der Schollenverbundenheit in der heutigen Landwirtschaft aussehe.
Darauf konnten wir in Kürze antworten: unter Schollenverbundenheit verstehen wir in unserem Unternehmen die gelebte und übernommene Verantwortung für eigene wie auch zur Nutzung überlassene Flächen und Hofstellen.
Die Frage beschäftigt unsere Landwirte und uns täglich.
Ökonomie und Ökologie
Wir erleben in unserer Mandantschaft in der Regel sehr nachhaltigen Landbau. Die Scholle ist Lebensgrundlage für den landwirtschaftlichen Betrieb. Keine Ökonomie ohne Ökologie – dies ist in der Landwirtschaft ein deutlicher Leitfaden, den wir von sehr pachtintensiven Betrieben genauso erleben wie von Betrieben, die ausschliesslich mit Eigentumsflächen wirtschaften.
Je weniger aktiv die Landwirtschaft betrieben wird, und je weniger Leben und Wirtschaften auf dem Hof stattfindet, umso eher geht die Schollenverbundenheit verloren.
Je weiter die aktive Landwirtschaft in den Familienbetrieben zurückliegt, umso stärker rücken kurzfristige finanzielle Interessen in den Vordergrund, und Verpächter in zweiter oder dritter Generation interessiert zunehmend der höchste Pachterlös pro Hektar.
Das sei der Markt, so sei das eben.
Das sehen wir anders. Auch wenn der Markt blind zu sein scheint für die Sache der Ökologie und auch Soziales, so müssen dies nicht die Unternehmer in ihm sein. Weitsichtige landwirtschaftliche Unternehmer können dem Markt langfristig die Augen öffnen.
Strukturen verändern
Dem landwirtschaftlichen Strukturwandel haftet grundsätzlich Negatives an: er bringe nichts Gutes: Bauernsterben, Industrialisierung der Landwirtschaft, Verödung der Dorfkerne, ein Malus am anderen.
Es wird versucht, den Wandel verträglich zu gestalten, und ihn zu verlangsamen.
Es wird versucht, den ländlichen Raum als vermeintlich benachteiligtem Gebiet zu unterstützen, ja zu retten.
Die in den Verträgen von Lissabon für Europa verankerte nachhaltige Entwicklung, die im wirtschaftlichen Handeln neben der Ökonomik auch soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen soll, ist aber doch gerade in den ländlichen Räumen und in der Landwirtschaft möglich. Ob ein Standort letztlich von Vorteil oder Nachteil ist für Leben und Wirtschaften, das liegt auch an den Akteuren vor Ort.
Einfluss der Unternehmer
Die entscheidenden Erfolgsfaktoren in der Landwirtschaft sind die verantwortlichen Personen in den Unternehmen. Es gibt kein Patentrezept, keine Erfolgsgarantie. Es gibt keine Gesetzmäßigkeit – weder für den Wandel von Regionen noch für betrieblichen Wandel. Der Wettbewerbsdruck steigt, und es bleiben langfristig nur gute Unternehmer mit ihren Betrieben am Markt.
Die Zeiten ändern sich. Landwirtschaftliche Betriebe werden komplexer und die Projekte kapitalintensiver. Das Umfeld fordert andauernd heraus. Und das ist gut so.
Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und es ist gleichzeitig nicht alles Gold, was glänzt.
Unreflektiertes Wachsen oder Weichen ist nicht die Strategie, die wir unseren Betrieben empfehlen. Genauso wenig empfehlen wir unreflektiertes Spezialisieren oder Diversifizieren der Betriebszweige.
Generationenvermögen
Die Aufgabe der Betriebsleiter ist es, dem Unternehmen die Richtung vorzugeben. Dabei kann es weder kurz- noch langfristig eine Option sein, die Grundlagen landwirtschaftlicher Produktion zu riskieren.
Landwirtschaftliche Fläche ist mehr als eine Ware, und wir sehen eine große Problematik in nichtlandwirtschaftlicher Investition und Spekulation in Agrarflächen. Der entstehende Renditedruck landwirtschafts- und immer häufiger auch ortsfremder Investoren kann die Aspekte der Ökologie und auch des Sozialen dauerhaft belasten.
Andererseits verhindert extrem ausgelebte Verbundenheit mit dem Immobilienvermögen des Hofes zum Teil auch notwendige Sanierungsschritte oder Entwicklungsschritte hin zur Zukunftsfähigkeit von Betrieben. Wenn Hoferhalt und Eigenbewirtschaftung als Selbstzweck vor Gesundheit der handelnden Mensch geht, dann ist Schollenverbundenheit fehl am Platz.
Man darf sich dabei die Frage stellen, wie weit Schollenverbundenheit gehen darf.
Aus unserer Erfahrung macht es Sinn, die Produktionsgrundlage Boden in den Händen der Landwirte zu halten.
Wir bieten daher in der Hof und Leben GmbH zunehmend Möglichkeiten an, um das Renditestreben vermögender Mittelständler und Privatiers mit dem Erhalt der landwirtschaftlichen Fläche in den Händen der Landwirte zu verbinden.
Wandel ermöglichen
Großen Einfluss auf die Schollenverbundenheit hat die Qualität des Generationenmiteinanders. Was wurde und wird hier vorgelebt? Hier steckt viel Potenzial und Verantwortung gegenüber der eigenen nachfolgenden Generation, auch gegenüber Dritten/ Verpächtern.
Der Mensch kann sich wandeln.
Ein Unternehmer kann sich und sein Unternehmen wandeln.
Manchmal sollte er sich wandeln.
Wenn er nicht rechtzeitig Acht gibt, muss er sich wandeln.
Schon Berthold Brecht war der Ansicht, dass wer A sagt, nicht B sagen muss, sondern auch erkennen kann, dass A falsch war. Ein Unternehmer darf auch seinen Kurs korrigieren.
Wir von der Hof und Leben GmbH sehen den Wandel auf dem Lande und in der Landwirtschaft als Chance für Entwicklung, und Entwicklung ist pragmatisch gestaltbar.
Wir bauen auf weitsichtige Unternehmer, die mit Blick auf Ihren Betrieb und Ihre regionale Heimat nicht nur kurzfristig hohe Renditen, sondern auch langfristigen Bestand und Erfolg ihres Gesamtunternehmens im Sinn haben.
Dazu gehört auch das rechtzeitige Einbinden der nachkommenden Generationen in den Familienbetrieb. Landwirtschaft ist kein Wirtschaften auf Gedeih und Verderb.
Die Landwirtschaft bietet einen großen Raum der Möglichkeiten: in der grundsätzlichen Betriebsentwicklung und im Generationenmiteinander.
Es ist ein Wirtschaftern auf Gedeih und Vererb. Eine Verbundenheit mit der Scholle. Erhalt, Gedeih und Weitergabe auf Basis langfristiger Generationenverträge.
Der Landwirt ist mit seiner Scholle verbunden.
Landwirtschaftlicher Grund bereitet Freude.
Aber der erfolgreiche landwirtschaftliche Familienbetrieb über Generationen hinweg ist mehr als die Summe seiner Flurstücke, seiner Hofstellen, seiner Maschinen und Arbeitskräfte.
Das wissen unsere Landwirte. Das wissen wir.
Und trotzdem tut es gut, sich diesbezüglich einmal wieder zu hinterfragen.